Studium
Damit beschäftigt man sich im Studienfeld Verfahrenstechnik, Chemieingenieurwesen:
Fachleute für Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen sind immer dann im Spiel, wenn in der Industrie Stoffe umgewandelt werden. Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen ist als interdisziplinäres Fach zwischen Maschinenbau, Physik, Mathematik und Chemie angesiedelt. Die Absolvent:innen befassen sich mit der Gewinnung von Materialien und Rohstoffen, die sie mit chemischem Wissen zu einem Verfahren oder zu einem bestimmten Produkt verwandeln, wie z. B. Öl zu Kunststoff. Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen werden oft synonym verwendet, aber während beim Chemieingenieurwesen biologische, chemische und physikalische Stoffumwandlungen im Zentrum stehen, sind es bei der Verfahrenstechnik die physikalischen, mechanischen und thermischen Prozesse.
Daran wird im Studienfeld Verfahrenstechnik, Chemieingenieurwesen geforscht:
- Spinnenseide: Das Material, aus dem Spinnen ihre Netze bauen, besitzt außergewöhnliche Eigenschaften. Es ist sehr leicht und gleichzeitig viel reißfester als Fasern aus Nylon oder sogar Stahl. Es wird daran geforscht, wie Materialien, die genauso oder noch belastbarer sind als Spinnenseide, im industriellen Maßstab hergestellt werden können.
- Enzyme in der Synthese: In allen Lebewesen finden ständig chemische Reaktionen statt. Ermöglicht werden diese durch biologische Katalysatoren, sogenannte Enzyme. Der große Vorteil gegenüber vielen technischen Prozessen besteht darin, dass Verfahren mit Enzymen dabei helfen, Energie und Material zu sparen. Deshalb wird ihr Einsatz im industriellen Bereich erforscht.
Wo kann man nach einem Studium im Bereich Verfahrenstechnik, Chemieingenieurwesen arbeiten?
Fachleute für Chemieingenieurwesen sind in fast allen Bereichen der Industrie gefragt. Natürlich in der chemischen und pharmazeutischen Industrie, aber auch in der Lebensmittelindustrie oder in der petrochemischen Industrie, die Grundstoffe aus Erdöl herstellt, bei der Energieerzeugung und im Umweltschutz oder bei Behörden. Spezialisten für Verfahrenstechnik sind ebenfalls in all diesen Bereichen tätig, aber auch im Anlagen- und Apparatebau und nicht zuletzt im Bereich erneuerbarer Energien.
Das kennst du:
- Farben, Lacke: Egal ob Beim Metallic-Lack des neuen Autos, bei der Terassenüberdachung am Haus oder bei der neuen Schulfassade – Farben und Lacke begegnen uns auf Schritt und Tritt. Bei ihrer Herstellung ist jede Menge Verfahrenstechnik und Know-how von Chemieingenieur:innen im Spiel. Diese entwickeln sogar schmutzabweisende Farben und Lacke, an denen das Wasser abperlt und dabei den Schmutz „mitnimmt“.
- Pharmazeutische Erzeugnisse: Die Herstellung von Medikamenten ist komplex. Beispielsweise muss sichergestellt sein, dass diese während der Herstellung nicht verunreinigt werden. Chemieingenieurwesen und Verfahrenstechnik spielen hier eine große Rolle.
Wusstest du schon…
- … dass in Karlsruhe ein Verfahren entwickelt wurde, mit dem sich aus Stroh und anderen Pflanzenabfällen eine rohölartige Flüssigkeit hergestellt werden kann? Dieses „Rohöl“ kann dann in einer speziellen Raffinerie zu Benzin und anderen Kraftstoffen verarbeitet werden.
- … dass etwa die Hälfte des Stickstoffs in unserem Körper schon einmal das Haber-Bosch-Verfahren durchlaufen hat? Bis zur Entwicklung dieses Verfahrens zu Beginn des 20. Jahrhunderts konnten Landwirte nur natürliche Stickstoffdünger wie Mist oder Chilesalpeter verwenden. Fritz Haber und Carl Bosch entwickelten Anfang des 20. Jahrhunderts ein Verfahren, um den Stickstoff aus Luft chemisch zu binden und in Ammoniak umzuwandeln, aus dem sich dann künstliche Dünger herstellen lassen.